Gerade klingelte es an der Wohnungstüre. Davon standen ein kleines Mädchen (5 oder 6 Jahre alt), sowie ein Mann vermutlich in den 30ern. Der Mann hielt mir ein „Büchlein“ im Postkartenformat hin. Links stand in — wie sollte es anders sein — pseudoschlechtem Deutsch etwas in der Art wie: „Ich habe ein Kind mit einem Tumor und brauche dringend Geld für eine Operation. Ich möchte nicht, daß mein Kind stirbt, denn ich liebe es.“ Auf der gleichen Seite darunter waren ein paar nicht typisch deutsch klingende Namen (Vornamen?) mit kleinen Geldbeträgen notiert. Der Mann konnte immerhin in deutlichem Deutsch sowas wie, „nur ein, zwei Euro — oder drei?“ murmeln. Auf der rechten Seite war ein schlechtes „Foto“ von einem Säugling mit einem absurt großen Tomur zwischen den Beinchen. Sowohl der Text, als auch das Bild waren beide entweder laminiert, oder mit Folie überklebt. Vermutlich, damit der Tintendruck bei Regen nicht verschmiert. Ich bin kein Mediziner, aber ich vermute doch, daß es bei einem Säugling keinen Tumor geben kann, der halb so groß ist wie das Kind selbst. Vielleicht hätte ich dem Kerl besser sagen sollen, er soll seine Zeit nicht mit Kinkerlitzchen verschwenden, wenn er ein so krankes Kind hätte, sondern mit ihm zum nächsten Krankenhaus fahren.
Also aufgepaßt, Leute! Keinen Cent den Drückerkolonnen!